Donnerstag, 27. Oktober 2011
Unsere Strafe
nads, 15:11h
Idee: Patrick Becker
Umsetzung: Nadine Markowitz
Meine Schulzeit
Eigentlich hatte ich mich in der Schule immer wohl gefühlt. Wann sich das änderte weiß ich nicht mehr genau. Es war ein so schleichender Vorgang das es bereits zu spät war, als es mir letztendlich auffiel.
Ich habe nie jemandem etwas getan. War immer höflich und bemüht Streitereien aus dem Weg zu gehen. Vielleicht war letztendlich das der Faktor der dazu führte das es dazu kam und ich nach und nach von fast allen Personen aus meiner Klasse gemobbt wurde.
Am Anfang war es nur vereinzelt. ,,Ey spielen wir hier das Schweigen der Lämmer oder warum bekommst du die Zähne nicht auseinander?“ ,,Bist du so ein meinungsloser Schlappschwanz oder tust du nur so?“ Nach und nach wurde es mehr und da ich nichts dagegen unternahm wurde es eher schlimmer als besser.
Am schlimmsten waren John und Nicole. Sie waren die einzigen die es aus unserer Klasse geschafft hatten bereits in so jungen Jahren zusammen zu kommen und über die komplette Gymnasialzeit auf unserer Schule zusammen zu bleiben. Beide waren beliebt und als Team hatten sie so ziemlich die gesamte Klasse, fast schon die ganze Schule, die ihnen nahezu hörig war auf ihrer Seite.
Vielleicht war ich zu sensibel für die Klasse. Vielleicht war dies und nichts anderes mein Problem. Doch auch wenn sicher viele Menschen gemobbt wurden und werden, ähnelt doch kein Mobbing dem anderen. Und da damals niemand in meiner Haut steckte soll sich bitte niemand herausnehmen mich zu verurteilen. Seid gewarnt wenn ihr es dennoch tut!
An den Tag an dem es ausartete erinnere ich mich noch genau. Es war mein Geburtstag und wir waren in der Klasse zum Matheunterricht. Wie immer war ich bemüht nicht auf mich aufmerksam zu machen um das Mobbing nicht zu verschlimmern. Wir wollten gerade mit dem Unterricht beginnen als dem Lehrer etwas auffiel.
,,Marcel hast du heute Geburtstag?“ Alle Blicke richteten sich auf mich. Errötend, ertappt nickte ich. ,,Ich glaube da ist ein Lied fällig. 1,2,3…“ Mein Blick traf für den Bruchteil von Sekunden den von John und in dem Moment war mir klar das dieser Tag nicht angenehm werden würde. Das Lied schien ewig zu dauern und die Blicke die mir den restlichen Schultag folgten troffen vor hohn.
Nach dem Unterricht ging ich im Eiltempo vom Schulgelände zu meinem Fahrrad. Doch bereits auf halber Strecke hörte ich die Rufe hinter mir. ,,Happy birthday to you, happy Birthday to you…“ Wut stieg in mir auf, aber ich versuchte es zu ignorieren. ,,Hey Marcy, komm zieh die Hose runter ich hab ein Geschenk für dich. Einen ordentlichen Fußtritt.“
Nun war meine Wut über der Grenze und zum ersten Mal in meinem Leben stellte ich mich John und den anderen. ,,Was willst du von mir? Lass mich in Ruhe!“ ,,Oh, der kleine kann ja doch sprechen. Lernst es wohl spät was? Kein Wunder wirst ja vermutlich immer noch an der Brust genährt.“ Der Überraschungsmoment war auf meiner Seite, als ich mich umdrehte und John mit aller Kraft ins Gesicht schlug. Erst überraschtes Schweigen, doch rasch setzte das altbekannte Rudelgejaule ein und ein Kreis bildete sich um mich. John und zwei seiner besseren Kumpel begannen mich zu schlagen während mich der gebildete Kreis wenn ich nach hinten wich oder stolperte immer wieder in die Mitte des Kreises stießen. Nach kurzer Zeit war eines meiner Augen zugeschwollen und ich nahm kaum noch etwas wahr. Ich landete wohl einen Glückstreffer, der allerdings nur dazu führte das sie ihre Strategie wechselten und mich nun zu zweit festhielten während John munter einen Schlag nach dem anderen auf mich niederprasseln ließ bis ich irgendwann das Bewusstsein verlor.
Fünf Jahre später
Während John und ich so durch die Straßen der Stadt spazierten sagten wir kein Wort. Das war nicht ungewöhnlich. Wir genossen das Schweigen und die Gesellschaft des anderen. Das war nicht immer so gewesen. Während unserer Schulzeit hatten wir eine ganz große Klappe. Und wir waren Stolz darauf. Schlagfertig, cool und beliebt. Und da wir das alles waren, waren wir natürlich auch immer im Recht. Dachten wir zumindest. Doch jeder wird mal erwachsen. Und das Gefühl cool zu sein wurde nach und nach zu einem großen Schamgefühl, was dafür sorgte das mir mein Verhalten von damals inzwischen sehr peinlich ist, abgelöst. Erstaunlich wie man sich charakterlich so sehr verändern kann und trotzdem noch genauso gut so der Person, in die man sich einst verliebt hat, zu passen wie damals. Der coole John, der Hengst von damals, der jedem Hintern hinterher gesehen hatte und der während unserer Beziehung immer cool, distanziert und eher kalt gewirkt hatte, war inzwischen zu einer Person geworden die sehr anhänglich war. Sowohl der Vorschlag des Zusammenziehens als auch der Heiratsantrag waren –freiwillig!- von ihm gekommen. Und heute, als wir gemeinsam die Stadt nach Hochzeitsringen durchstöberten war mein Glück perfekt.
Wir hatten bei einem teuren Juwelier einen wunderschönen Ring ausgesucht und vorbestellt. Am liebsten hätte ich ihn bereits sofort mitgenommen, aber wir waren beide noch Studenten in Fachrichtung Medizin und deshalb chronisch knapp bei Kasse.
Wir gingen ein paar Minuten Händchen haltend durch die dunkler werdenden Straßen der Stadt. Irgendwann hielt John an und drehte mich so dass ich ihn direkt ansah. Besser gesagt das ich, mit seinen 1,90meter Körpergröße, zu ihm hinaufsehen musste. Sanft strich er mir eine Strähne meiner langen roten Haare aus dem Gesicht bevor er mich sanft auf den Mund küsste. ,,Ich liebe dich!“, flüsterte er mir sanft ins Ohr. Errötend schmiegte ich mich an ihn. Plötzlich spürte ich einen starken Schmerz, beinah als würde mein Kopf bersten, dann wurde mir schwarz vor Augen und ich sank zu Boden.
Gefangen
Das erste was ich spürte während ich langsam wieder zu mir kam, war der stechende Schmerz in meinem Kopf. Die Augen fest geschlossen und den Kopf auf dem kalten Boden lassend, legte ich eine meiner Hände über den Kopf. Das grausige Schwindelgefühl ebbte nur sehr langsam ab bis ich mich irgendwann überwand und die Augen öffnete. Es dauerte eine Weile bis sich meine Augen an die Dunkelheit des Raumes gewöhnt hatten und ich die Umgebung langsam wahrnehmen konnte. Es war ein kleiner, fensterloser Kellerraum mit aus grauem Stein bestehenden Wänden und einer vergitterten Front. Schwerfällig setzte ich mich auf und berührte dabei irgendetwas hartes, kaltes. Ich hob es in Sichtweite und meine, noch etwas verschwommen sehenden, Augen in der Lage waren es zu identifizieren. Ein Skelettstück. Ich schrie erstickt auf und warf es schnell weit weg.
Von meinem Schrei aufwachend, setzte sich nun auch John auf und blickte sich um. ,,Wo sind wir?“, fragte er matt. Ich wollte schon meinen Kopf schütteln, ließ es von einem plötzlichen Schmerz durchzuckt werdenden dann aber und flüsterte nur: ,,Keine Ahnung.“
Plötzlich ertönte ein Schrei der uns beide zusammenzucken ließ. Dann ein weiterer. ,,Was ist das?“, fragte ich zitternd, mit unnatürlich hoher Stimme, erwartete jedoch keine Antwort. Ein anderes Geräusch gesellte sich zu den schreien. Es klang nach einem Bohrer. Ich krabbelte so schnell ich konnte zu John und vergrub mich, mir die Ohren zuhaltend, in seinen Armen während die Schreie so laut und verzweifelt wurden wie ich sie noch nie in meinem Leben erlebt hatte. ,,Bitte sag mir das ich mir das einbilde, bitte sag mir das dort oben nicht passiert was ich denke, bitte!“ Mein Herz raste. In Zusammenhang mit meinen angeschlagenen Kopf sorgte das dafür, dass mir schwindelig und schlecht wurde. Ich übergab mich.
Mehrere Minuten ging das so. Der Bohrer war irgendwann nicht mehr zu hören, dafür kamen nun aber zu den Schreien, verzweifelte bitten um Gnade und immer wieder ein und dieselbe Frage: ,,Warum tust du mir das an?“
Panisch stand John auf und tastete in der Finsternis unserer Zelle die Wände ab. Immer wieder leise vor sich hin fluchend. ,,Bitte Johnny, ich will hier raus. Bitte! Was tut dieser Verrückte dort oben? Was wenn wir die nächsten sind? Wir müssen hier raus!“, schluchzte ich leise. ,,Verdammt!“, fluchte John und schlug gegen die Wand, die wundersamer Weise nachgab und ein etwa faustgroßes Loch zurückließ.
Verblüfft von der Wirkung seines Schlages war unsere Panik für einen Moment vergessen. Mit vereinten Kräften zogen und zerrten wir an dem Loch und brachen nach und nach Teile der Wand hinaus bis das Loch groß und wir verstaubt genug waren um hindurch zu passen. Die abgestandene Luft des Hohlraumes ließ mich würgen und während wir uns Schritt für Schritt durch den engen Gang kämpften hörte ich John gequält stöhnen. Mitleidig legte ich ihm eine Hand auf den Rücken. Eine seiner wenigen Schwächen, seine Platzangst, machte sich bemerkbar. ,,Keine Sorge, wir sind bestimmt gleich draußen.“, unterdrückte meine eigene Angst um ihn zu beruhigen. ,,Hier geht es nicht weiter.“, flüsterte er mit bemüht ruhiger Stimme. Ich drängte mich neben ihn, was den Platz für ihn noch mehr reduzierte und tastete an der Wand entlang. ,,Lass uns zurück, bitte!“, flehte er leise und zog leicht an meinem Shirt.
,,Das ist unlogisch… wozu einen Geheimgang anlegen, wenn er nirgends hinführt?“ Es dauerte lange, doch nach etwa zwanzig Minuten fanden wir einen kleinen Schalter und ruckartig drehte sich die komplette Wand und riss uns mit sich in einen bisher versteckten Raum.
Durch die plötzliche Bewegung der Wand gefallen, rappelten wir uns nun wieder auf und sahen uns um. Während ich mich umsah wurde ich erst erstaunt, dann sprachlos, entsetzt und letztlich richtig panisch. Mehr und mehr verstand, was das für ein Raum war. Wozu er diente. Ein Folterraum. Mit Fesseln an den Wänden, einem großen, eisernen Tisch mit Fesseln in der Mitte des Raumes und Unmengen von Foltergegenständen die an den Wänden hingen und in kleinen, schiebbaren, transportierbaren Wagen lagen. Als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, war alles mit Blutflecken beschmiert. ,,Nicole? Nicky? NICKY! Pass auf, du hyperventilierst. Du kippst gleich noch um und dass können wir gerade gar nicht brauchen.“ Ich wimmerte. ,,Ich…ich…ich versuchs ja, aber…aber…“ Sanft schloss er mich in seine Arme. ,,Atme… ganz ruhig… wie ich… ein und aus, ein und aus…“ Als ich mich endlich etwas beruhigt hatte, sagte er ruhig: ,,Ich durchsuche jetzt den Raum. Bleib am Besten hier und sieh dich nicht zu genau um Schatz.“ Käsig schüttelte ich den Kopf. ,,Nein, ich helfe dir. Zu zweit haben wir bessere Chancen etwas zu finden was uns hilft zu verstehen was hier vor sich geht.“ Mit zitternden Knien durchsuchten wir schnell den kleinen Raum. In einer Ecke sah ich etwas auf den Boden liegen und ging darauf zu. ,,DAS hilft uns nicht, sieh nicht hin.“ Typisch ich, sah ich nun natürlich erstrecht hin. Hoden, zwei an der Zahl in einer milchig weißen Flüssigkeit. Ich würgte und wich schnell zurück. ,,Jupp, das hilft nur an dir.“, sagte ich in einem hysterischen Anfall von Humor. ,,Wir…“, doch bevor ich Weitersprechen konnte unterbrach John mich. ,,Still, ich höre etwas!“ Ich lauschte. Tatsächlich, da waren Schritte zu hören die scheinbar auf uns zukamen. ,,Schnell zurück zur Drehtür.“, flüsterte John mir zu. Hektisch suchte ich nach dem Hebel um die Tür ein weiteres Mal zu öffnen. ,,Beeil dich!“, drängte John. Endlich fand ich den Hebel und legte ihn um. Keine Sekunde zu früh, den gerade als wir durch die Tür verschwanden, sahen wir noch wie sich die Tür zum Folterraum öffnete und ein Mann einen zweiten, bewusstlos wirkenden, hinein schliff.
Eng zusammengedrängt standen wir nun wieder in dem kleinen, schmalen Hohlraum hinter der Drehtür. ,,Lass uns zurückgehen“, flüsterte John. ,,Ich kann nicht zurück in die Zelle. Ich kann nicht.“, wimmerte ich. Ich sah wie er mit sich und seiner Platzangst rang und bekam ein schlechtes Gewissen. Ich wusste er würde mich nicht allein hier zurücklassen und ich wusste wie sehr ihn die beengte Umgebung quälte. Dennoch konnte ich mich nicht überwinden in die Zelle zurückzukehren. Zum Ausgangspunkt des Horrors wo ich mich so schrecklich ausgeliefert fühlte. Er blickte mir einen Augenblick tief in die Augen, dann nickte er und zog mich in seine Arme. ,,In Ordnung.“ Dankbar schmiegte ich mich fest an ihn und schloss kurz die Augen. Leise schlich ich ein paar Meter vor und schaute vorsichtig durch den schmalen Spalt durch den man noch etwas sehen konnte. Der Mann hatte sein Opfer inzwischen auf den Tisch gewuchtet, mit Fesseln versehen und war nun damit beschäftigt eine Spritze in seine Ader am Arm zu stecken und an diese einen Tropf anzuschließen.
Leise schlich ich wieder zurück in den Gang in dem John inzwischen schwer atmend mit geschlossenen Augen an der Wand lehnte. ,,Alles in Ordnung? Johnny?“ Plötzlich setzten Schreie ein. John, der durch seine Platzangst sosehr in seiner Panik gefangen war, blieb reglos stehen und schien nicht ein Wort wahrzunehmen. Am liebsten wäre ich in seine Arme geflohen und hätte mir fest die Ohren zugehalten, doch ich wusste John ging es nicht gut. Im Moment musste ich stark für uns beide sein. Sanft nahm ich seine Hand und zog ihn den Gang entlang zurück zu unserer Zelle. Ich atmete mehrmals tief durch als mich die Panik zu überwältigen drohte. Reiß dich zusammen, ihr seid zurzeit überall hier in Gefahr. Nicht nur hier, sagte ich streng zu mir selbst und zog John zu einer Ecke der Zelle in der ich ihn sanft auf den Boden drückte. Die Schreie waren noch immer laut zu hören, dass mir beinah schlecht wurde. ,,John? John, alles ist gut, wir sind hier aus dem Gang raus. Keine Angst.“ Zusammengekauert saß er auf dem Boden und wiegte sich leicht vor und zurück. Sanft schmiegte ich mich an ihn und legte meine Hände über seine Ohren. Nach ein paar Minuten hatte er sich wieder soweit im Griff das er die Augen öffnete und mich ansah. ,,Danke.“, flüsterte er leise. Die Schreie klangen ab. ,,Johnny… vielleicht ist er oben fort. Vielleicht… ist die Tür nicht abgeschlossen.“ Ich wollte es nicht aussprechen, doch ihm war klar worauf ich hinaus wollte. Wenn wir eine Chance haben wollten zu entkommen, mussten wir erneut durch den Gang zur Folterkammer. Mit weißem Gesicht nickte er. ,,Ich verstehe.“ Sanft nahm ich ihn noch einmal in meine Arme und strich ihm zärtlich die lange schwarze Strähne vom Auge weg, die immer wieder zurückfiel und die ich so sehr an ihm liebte. Er raffte sich auf, atmete einmal tief durch und krabbelte erneut durch das Loch in den Gang. Schnell folgte ich ihm und wir eilten so schnell und leise wir konnten zurück. Tatsächlich war der Folterraum, bis auf die auf dem Tisch gefesselte Gestalt, leer.
,,Sieh nicht hin.“, sagte John. Und bevor ich erneut hinsehen und in Panik geraten konnte, zog er mich am Arm weiter durch die, glücklicherweise nicht abgeschlossene, Tür. Wir rannten so schnell wir konnten den Flur entlang. ,,Wo lang? Wo lang?“, keuchte ich panisch. ,,Weiter. Schnell weiter. Wir müssen eine Tür finden. Ein Fenster. Irgendeinen Weg nach draußen!“
Schnell fanden wir die Eingangstür. Verschlossen. ,,Scheiße!“, wimmerte ich. ,,Scheiße, scheiße, scheiße.“ ,,Zwecklos zu jammern. Weiter!“ Es kostete mich viel Kraft mich von der Hoffnung auf eine schnelle Flucht zu trennen und vorerst im Haus zu bleiben. Doch John ließ mich nicht lange stehen. ,,Weiter!“, flüsterte er drängend. Wir rannten die Treppen hoch in die nächste Etage und den dortigen Flur entlang. Dieser hatte drei Türen. ,,Schau du im ersten Zimmer nach, ich übernehme das mittlere.“ Wortlos rannte ich in das erste Zimmer. Ein winziges, altes Badezimmer. Fensterlos. Schnell rannte ich zurück in den Flur. ,,John?“ ,,Ein Gästezimmer. Ein großes Fenster. Aber abgeschlossen und Metallgitter. Nichts zu machen.“ Traurig nickte ich und wir rannten gemeinsam in das dritte Zimmer. Dieses schien ein Arbeitszimmer zu sein. Ich wollte mich schon enttäuscht umdrehen und wieder aus dem Zimmer verschwinden, als John sagte: ,,Nicky. Schau mal.“ Seine Stimme klang irgendwie komisch. Tonlos. Ich drehte mich um und eilte zu ihm. Wortlos zeigte er auf einen kleinen Zettel der neben einem ramponiert wirkenden Laptop lag.
Der Plan unseres Opfers
Ich näherte mich mit meinem Kopf dem Zettel um ihn besser lesen zu können. In einem unnatürlichen Rotton – Blut? – stand dort darauf geschrieben: Ich werde sie alle finden und mich rächen.
Geschockt von dem geschriebenen, bemerken wir die Geräusche des sich drehenden Schlosses erst als es bereits fast zu spät ist und können und nur noch in letzter Sekunde hinter dem Schreibtisch verstecken. Die Tür öffnet sich kurz und ein großer, kräftiger Mann von ungefähr fünfundzwanzig Jahren schaute in das Zimmer. Atemlos blieben wir still hinter dem Schreibtisch sitzen und glücklicherweise schloss er wieder den Raum und ließ uns allein zurück. ,,Wir müssen zurück. Was und warum auch immer hier vor sich geht. Wir müssen hier raus und wer weiß wann wir wieder die Chance haben zu verschwinden.“ Mutlos nickte ich und wir verschwanden schnell aus dem Zimmer. ,,Wohin?“, fragte John mich. ,,Von der zweiten Etage können wir nicht springen. Lass uns zurück, vielleicht finden wir durch den Folterraum einen anderen Ausgang.“ Wir schlichen schnell zurück und durch den Folterraum. ,,Warte.“, sagte ich verwundert und erschrocken zugleich. Ich hatte mir Mühe gegeben nicht den Mann anzusehen der dort gefesselt auf dem Eisentisch lag. Dennoch hatte ich nicht widerstehen können und so fielen mir nun zwei Dinge auf. Erstens war der Mann auf dem Tisch nicht der der vor wenigen Minuten noch dort gefesselt gelegen hatte sondern ihr ehemaliger Mitschüler und oftmaliges Mobbingopfer Marcel und zweitens war er Tod.
,,Johnny, ich… will aus diesem Zimmer.“ ,,Ich weiß… aber, dieser Raum ist unsere einzige Chance. Ich weiß es. Ich hab es im Gefühl!“ Ich nickte und begann gemeinsam mit John zu suchen. Und unsere unangenehme Atmosphäre wurde sehr früh belohnt und wir fanden fast schon sofort die beinah unsichtbare Luke unter dem Foltertisch. Schnell hinein und hinunter. ,,Hier ist nichts. Auch hier ist nichts. Wir können nicht entkommen. Wieder fensterlos. Ausweglos. Das hier war unsere letzte Chance. Wir sind verloren. Wir..“ Ich war hysterisch geworden. Schrecklich laut. Viel zu laut doch ich konnte es nicht verhindern. Und so war ich für John kräftige Ohrfeige anstatt wütend sogar richtig dankbar. ,,Wir durchsuchen das Zimmer. Es gibt immer einen Ausweg und wir werden ihn verdammt noch mal finden!“ Tapfer nickte ich und begann gemeinsam mit ihm zu suchen. Eine Schublade nach der anderen. Ein Regal nach dem anderen, bis… ,,Ha!“, stieß er einen kurzen Erfolgslaut aus. ,,Hier haben wir ihn. Den Schlüsselbund. Da ist doch garantiert der den wir brauchen bei Süße!“ Erleichtert nickte ich. ,,Lass uns verschwinden. Schnell!“ ,,Nein, warte! Da steht Marcels Name drauf auf diesem Buch da.“ Erstaunt öffnete ich das Buch, öffnete es etwa in der Mitte und laß.
Tagebuch von Marcel
1.September 1999, Heute geht mein Medizinstudium los und ich kam in meine neue Klasse in der ich zwei ausgesprochen interessante Typen kennen gelernt habe.
2.September 1999, Ich fand heraus, dass diese Jungs genau wie ich damals schlimm gemobbt worden waren.
5.September 1999, Sie heißen Jack und Freddy und sind voll okay. Ich glaube wir könnten Freunde werden.
10.September 1999, Seit Tagen reift ein Plan in mir heran mich an meinen Mobbern von damals zu rächen. Ich versuche Jack und Freddy zu überreden mir zu helfen.
11.September 1999, Ich konnte sie endlich überzeugen mir bei meinem Plan zu helfen.
Ich unterbrach das lesen des Tagebuches als ich über viele Seiten hinweg nur noch einzelne Stücke des Planes las. Und schlug aufs geratewohl ein aktuelleres Datum auf.
12.August 2004, Es hat so lange gedauert. Aber endlich ist unser Plan restlos fertig und bereit zur Ausführung. Wir haben einen Raum zum foltern, haben lange Recherchiert wo die Mobber sich oft aufhalten und wie wir sie möglichst unauffällig verschwinden lassen können. Wir werden nachher die ersten entführen und bestrafen.
14.August 2004, Wir haben uns an den ersten Personen gerächt. Es waren ein Mann und eine Frau. Wir haben die Frau an die Wand gehängt und zugucken lassen wie wir den Mann immer weiter aufgeschnitten haben und langsam verbluten lassen haben. Danach haben wir die Frau vergewaltigt und ebenfalls ermordet.
15.Augst 2004, Wir haben die Leichen in den Keller geworfen. Was für eine Genugtuung zu wissen das sie endlich ihre gerechte Strafe bekommen haben. Den Tod.
16.August 2004, Wir haben weitere zwei Personen gefangen nehmen können. Freddys Opfer sind nun alle beseitigt.
19.August 2004, Wir haben weitere fünf Person getötet. Haben ihnen langsam und grausam die Gliedmaßen einzeln abgetrennt. Somit sind auch Jacks Mobber alle tot.
21.August 2004, Wir haben die ersten zwei aus meiner Klasse gefangen genommen und getötet. Jetzt bekomme endlich auch ich was mir zusteht. Meine Rache!
23.August 2004, Wir haben die schlimmsten meiner Mobbergruppe gefangen genommen. Sie werden besonders langsam und grausam sterben.
24.August 2004, Meine Kumpel verhalten sich merkwürdig. Ich glaube sie wollen sich stellen.
25.August 2004 Ich glaube ich hab nicht mehr lange zu leben. Ich habe Angst aber will nicht ohne meine Rache fortlaufen.
Geschockt blickte ich zu John der mich völlig erschüttert ansah. ,,Ich meine…“, stotterte ich. ,,Ich weiß ja wir haben damals schlimmen mist gemacht und vielen wehgetan, aber… haben wir das verdient?“ ,,Ich…“, flüsterte er ohne selbst zu merken das er sprach. ,,Hier… ist noch etwas.“ Er nahm einen kleinen Zettel und las laut vor:
Wir haben keinen bock mehr uns von Marcel manipulieren zu lassen. Wir werden uns nicht mehr hirnlos von ihm beeinflussen lassen. Wenn er und die letzten aus dem Keller getötet sind haben wir endlich unser Leben zurück.
,,W…wir sind gemeint.“, stotterte ich panisch. ,,Ja. Was nun? Wir schaffen es niemals ohne zu wissen welcher dieser vielen Schlüssel der Richtige ist in der kurzen Zeit unbemerkt aus dem Haus.“ ,,Dann müssen wir nachts verschwinden. Wenn die Bekloppten schlafen und uns nicht suchen.“ Ich atmete tief durch. ,,Ich will hier sofort raus.“, jammerte ich mit zitternder Stimme. ,,Nur noch ein bisschen. Halte durch.“ Wir hörten eine laute Stimme. ,,Wo sind sie?“ ,,Ich weiß nicht. Aber weit können sie nicht sein!“ Kalkweiß sah ich John an. Was nun? , formte ich tonlos mit den Lippen. Schnell griff er nach meinem Arm und zog mich mit sich, durch die Klappe, durch die Folterkammer und in den schmalen Geheimgang hinein. ,,Ich finde euch, ihr habt keinen Ausweg!“, hörten wir einen der beiden Männer schadenfroh rufen. Ich wusste das John unser Versteck beinah mehr zu schaffen machte als die Verfolgung durch diese Verrückten und so fasste ich einen Entschluss. ,,John, wir müssen es versuchen. Sie werden nicht schlafen gehen bevor sie uns gefunden haben und sie werden keine Tür offen lassen. Wir müssen versuchen sie zu überwältigen.“, das alles kam zwar über meine Lippen, aber so tonlos und unsicher, dass klar war wie sehr ich mich selbst fürchtete und wie sehr ich mir wünschte das es eine andere Möglichkeit gäbe. Er nickte. ,,Auf drei.“ ,flüsterte er leise.
Ich nickte. Bei drei liefen wir beide so schnell und leise wie es uns möglich war zur Haustür zurück und während ich panisch einen Schlüssel nach dem anderen ausprobierte, stand John still daneben. Ich sah ihm an was für eine Qual es war, warten und hoffen zu müssen anstatt selbst etwas tun zu können und so betete ich inständig diese Situation schnell hinter uns zu lassen. ,,Da seid ihr ja.“, hörten wir plötzlich eine schadenfrohe Stimme hinter uns.
Unsere Strafe
,,Oh wie schön das wir euch doch noch gefunden haben. Wir haben ein sehr… interessantes Abendprogramm und würden uns freuen wenn ihr uns Gesellschaft leisten könntet.“ Ich wich zitternd zu John zurück der sich sofort schützend vor mich schob. ,,Vergesst es! Kein Interesse!“, sagte John so kalt und ruhig wie zumindest ich mich garantiert nicht fühlte. ,,Ach komm schon, sei doch kein Spielverderber!“, sagte der größere der beiden und kam auf John zu. Innerhalb weniger Sekunden hatte er John im Schwitzkasten. Er kämpfte verbissen, war jedoch chancenlos. Vor Angst wie gelähmt beobachtete ich, wie er es einige Sekunden auskostete John so unter seiner Kontrolle zu haben. Er drehte seinen Arm nach hinten bis er schrie und drückte ihm die Luft ab, während er mit ganz ruhiger Stimme erklärte wie enttäuscht die beiden wären wenn wir die Party vorzeitig verlassen würden. Dann verpasste er ihm einen groben Schlag in den Hals der John sofort bewusstlos zu Boden gehen ließ. Das riss mich endlich aus meiner Schockstarre und ich rannte zu ihm. ,,John, John!“, wimmerte ich zitternd vor Angst. ,,Bitte, sag das du okay bist. Bitte!“ Der Mann griff mich mit einer Hand und zerrte mich grob zurück in das Zimmer mit den Folterinstrumenten. Inzwischen war ich panisch. Richtig hysterisch. Ich schrie um Hilfe. Bettelte, weinte, trat, spukte und biss. Doch nichts half. Es brachte mir ein paar mitleidige Lacher ein, während sie mich grob an die Fesseln der Wand ketteten, die so hoch hingen das kaum meine Beine noch den Boden berührten. ,,Du magst es also Schwächere zu verhöhnen? Wir werden dir zeigen wie es ist wenn man sich nicht wehren kann. Sie gut zu was wir mit deinem Freund machen werden, den auf dich wartet die selbe Behandlung. Vielleicht… sogar noch etwas mehr.“, murmelte er die letzten Worte mit einem grausig perversen unterton und schob seine Hand unter mein Shirt und berührte kurz aber intensiv eine Brust von mir. Ich wimmerte zitternd während er leise murmelte: ,,Wir werden dir schon zeigen wie es ist völlig hilflos, völlig ausgeliefert zu sein.“ Das waren seine letzten Worte bevor er verschwand, wenige Minuten später John grob an den Beinen hineinzog, auf den Eisentisch warf, auszog und fesselte. Dannach verschwand er ohne ein Wort und ließ mich mit einem splitterfasernackten, verletzten und ohnmächtigen John zurück. ,,Bitte, bitte komm zu dir. Ich brauche dich so sehr.“, wimmerte ich zitternd. Meine Hände brannten wie Feuer. Da ich durch meine geringe Körpergröße meine Arme nicht weit genug strecken konnte, schnitten mir die Fesseln Erbarmungslos ins Fleisch. Während der Stunden in denen ich allein mit meinen Gedanken in diesem Raum war, malte ich mir in allen Einzelheiten aus, was hier alles geschehen könnte. Ich wollte es mir nicht ausmalen und dennoch konnte ich nicht anders und ließ die Bilder an mir vorbeiziehen während ich die metallischen Gegenstände betrachtete.
Es dauerte Stunden, zumindest vermute ich das, bis jemand erneut den Raum betrat. Es war der schmächtigere der zwei Personen. Wortlos ging er zu John und setzte ihn mit einer Nadel einen Zugang. ,,Lassen sie ihn in Ruhe, aufhören!“, fuhr ich den jungen Mann mutiger als ich mich fühlte –da ich mich überhaupt nicht mutig fühlte- an. Doch es brachte nichts. Er ignorierte mich, sosehr ich auch schimpfte und fluchte.
Er hängte ihm einen Beutel mit einer klaren Flüssigkeit an den Zugang und drehte ihn auf. Bereits nach wenigen Sekunden begann sich John auf dem Tisch zu winden und er leise zu stöhnen. ,,Aufwachen!“, fuhr der Mann Johnny kalt an und schlug ihm fest in den Magen. John schlug die Augen auf und drehte sich so weit er konnte auf die Seite und erbrach sich. Der Mann wartete in Ruhe ab, bis John alles aus seinem Magen rausgeholt hatte, was dieser hergab und zog dann die Fesseln so straf, das er sich nicht einen Zentimeter bewegen konnte. John ließ den Kopf zitternd auf den Eisentisch sinken. ,,Johnny!“, schluchzte ich besorgt. Er war kalkweiß. Das Mittel was der Mann ihm spritzte schien ihm überhaupt nicht gut zu tun. Als John endlich wach genug war seine Umgebung wahrzunehmen, flüsterte er leise meinen Namen. ,,Guten Morgen, ich habe mich so darauf gefreut, dass du aufwachst!“, sagte der Mann in einem gefährlich süßen ton. ,,Ich bin Freddy und wir werden sehr viel Spaß miteinander haben!“ Johns Blick traf meinen, kurz zog er testend an seinen Fesseln, bevor er matt die Augen schloss.
,,Was denkst du, womit sollen wir anfangen? Ich habe hier einen sehr schicken Bohrer der wunderbar schnell in die Haut eindringt, eine schicke Ansammlung von Skalpellen… oder sollen wir mit dem Strom anfangen? Was denkst du?“
John blickte stumm und furchtlos in die Augen von Freddy. Dieser nahm, mit einem sehr unheimlichen Lächeln, den Bohrer zur Hand und stellte ihn an. Während er ihn an Johns Unterarm ansetzte, hätte ich alles getan um es zu verhindern. Oder zumindest um mir die Ohren zuhalten zu können. Tränen liefen mir über die Wangen, während Freddy langsam Johns Unterarm durchbohrte. ,,Aufhören, Stopp, stopp. Bitte tu ihm nicht weh!“, schrie ich panisch während mir die Tränen über die Wangen liefen. Endlich hörte der Lärm des Bohrers und Johns gepeinigten Schreie auf und ich öffnete die Augen. Ein kurzer Blick auf John zeigte einen Jungen mit blutig gebissener Lippe, kalkweißem Gesicht und Blutspritzern, die über seinen ganzen Körper verteilt waren. ,,Johnny“, flüsterte ich mit tränenerstickter Stimme. Wir beide beobachteten stumm wie Freddy mit einer ärztlichen Sorgfalt , die mich unter anderen Umständen hätte staunen lassen, ein Skalpell aussuchte und damit einen kleinen Schnitt in Johns Oberarm machte. John zuckte kurz zusammen, blieb jedoch still und hielt seinen Blick fest auf mich gerichtet.
In den nächsten Stunden wurde er auf alle möglichen Arten gefoltert. Freddy schlug ihm mit einer Eisenstange grob in den Magen und brach ihm grob den, bis dahin unversehrten, Arm.
Er klebte ihn Elektroden an den ganzen Körper und ließ ihn immer wieder unter Stromschlägen zucken, bis er beinah unmächtig wurde. Manchmal hielt er ihm einfach, aber effektiv, Mund und Nase zu bis John drohte ohnmächtig zu werden oder hielt ihm minutenlang ein Feuerzeug unter die Haut, bis diese rot und teilweise blutig war.
Stumme Tränen liefen über seine Wangen, doch er sah nicht auch nur noch ein einziges Mal hin was Freddy tat, sondern hielt seinen Blick fest auf mich gerichtet. Irgendwann war John, durch die andauernden Schmerzen, so abgedriftet und teilnahmslos, dass er kaum noch reagierte. Irgendwann schien Freddy das keinen Spaß mehr zu machen und wand sich an mich. ,,Na? Wie hat es dir gefallen unserer kleinen Party zuzusehen?“, fragte Freddy mich leise und kam zu mir. John, der bis zu diesem Zeitpunkt teilnahmslos dagelegen hatte, wand sich auf dem Eisentisch und schluchzte mit, vom schreien heiserer Stimme: ,,Lass sie in Ruhe!“ Die Angst, die er bis zu diesem Moment hatte unterdrücken können, war nun deutlich hörbar, während er gequält schimpfte: ,,Du Feigling, du Perverser! Wie kannst du das nur nun? Lass sie in Ruhe, sich an einem wehlosen Mädchen zu vergreifen!“
Die Flucht
Mit einem gefährlichen Lächeln auf den Lippen kam Freddy zu mir und löste meine Fesseln. Grob drückte er mich gegen die Wand und johlte: ,,So, Johnnyboy, schau gut zu!“, sagte Freddy während er sein Knie zwischen meine Beine schob und an meinem Shirt zerrte. Ob es Adrenalin war, der Anblick von John der, inzwischen kaum noch bei Bewusstsein, schutzlos auf dem Tisch lag oder einfach ein Reflex wusste ich nicht. Aber ich trat mit aller Kraft in seine Eier und er sank vor mir zusammen. Sofort griff ich nach der Eisenstange mit der er vorher John den Arm gebrochen hatte und schlug ihm fest auf den Kopf. Freddy sank ohnmächtig zusammen. Einen Augenblick stand ich, von mir selbst erschrocken, da, dann kniete ich mich schnell neben ihn und nahm ihm den Schlüssel ab, mit dem ich in Rekordzeit Johns Ketten entfernte. ,,Kleiner, bitte wir müssen hier weg!“, wimmerte ich als er von seinen Ketten befreit, noch immer bewegungslos dalag und mich ansah. Tränen liefen mir über die Wangen bis ich kaum noch etwas sehen konnte. Mit fahrigen Fingern zog ich so vorsichtig ich konnte den Zugang aus seinem Arm und zog ihn hoch. ,,Bitte, bitte komm jetzt.“, flehte ich. Sanft zog ich ihn in eine sitzende Position und hoch auf die Füße. Hilflos erbrach er sich, doch dann nickte er und wir schwankten gemeinsam, so schnell sein angeschlagener Körper es zuließ, hinaus Richtung Eingangstür. Für einen Moment blieb ich stehen, dann murmelte ich leise: ,,Johnny, bitte warte hier.“, und rannte schnell noch einmal zurück ins Folterzimmer und schnappte mir das, auf den ersten Blick größte, Skalpell was ich fand bevor ich zurücklief. Ich zog, den inzwischen auf den Boden gesunkenen, John wieder auf die Füße und wir schwankten weiter bis wir kurz vor der Haustür Schritte hörten. Erst spielte ich mit dem Gedanken uns zu verstecken, doch dann entschied ich mich dagegen. Ich hatte zwar eine beinah unerträgliche Angst, doch John blutete aus seinem angebohrten Arm wie ein abgestochenes Schwein und schien bereits kurz davor zu sein, ohnmächtig zu werden. Dies war vermutlich unsere letzte Chance zu fliehen. Schnell griff ich mir den Schlüssel und fummelte im Schloss herum, fand jedoch nicht auf Anhieb den richtigen Schlüssel und dann stand der Riese von Mann, der uns am Anfang überwältigt hatte vor uns. Am ganzen Leib zitternd schob ich mich vor John der durch den Blutverlust unfähig war noch länger zu stehen und auf den Boden sank. Drohend zog ich das Skalpell. ,,Komm uns nicht zu nahe, oder du wirst es bereuen!“, sagte ich mit einer Ruhe in der Stimme die mich selbst überraschte. Aber John hatte einfach keine Kraft mehr sich zu wehren, also musste ich stark sein. Ganz simpel. Er grinste mich an. ,,Zuckerstute, du hast doch gar nicht den Mumm das Skalpell zu benutzen.“ ,sagte er spöttisch und ging an mir vorbei auf John zu. ,,Lass ihn in Ruhe!“, sagte ich. Er griff fest nach Johns Oberarm und zog ihn hoch. John schrie, da es sein gebrochener Arm war. ,,Lass ihn!“, wiederholte ich panisch. Doch er ignorierte mich und zerrte John erneut Richtung Folterzimmer. Ich umgriff das Skalpell mit beiden, inzwischen sehr ruhigen, Händen, folgte ihm lautlos und stach ihm mit aller Kraft in den Hals. Einmal. Zweimal. Dreimal. Wie in Trance stach ich immer wieder zu. Alle Angst entlud sich in diesem einen Angriff bis er auf den Boden sank und reglos in einer Blutlache liegen blieb.
Ich griff, beinah schon, entspannt den Schüsselbund, fand endlich den richtigen Schlüssel, schloss auf und zog John sanft auf die Füße und aus dem Haus.
Abspann
Ich rief einen Krankenwagen. Nach Stunden im Operationssaal wurde John endlich wieder hinausgeschoben. Ich hielt während der ganzen Nacht seine Hand, bis er irgendwann aufwachte. Erst als er mich ansah und unsere Blicke uns trafen begann ich beinah haltlos zu zittern und mein Schock langsam abzuebben. Sanft griff er nach meiner Hand und flüsterte leise, dass alles gut werden würde. Ich nickte. Ich wusste er hatte Recht, die Polizei hatte den letzten noch lebenden Entführer bereits eingesperrt und mich, während John im OP war, verhört. Die Gefahr war gebannt, niemand wollte uns mehr etwas tun und dennoch dauerte es sehr lange bis ich mich nachts wieder albtraumlos an ihn schmiegen konnte oder auch nur ohne Licht einschlafen konnte. Was wir erlebt hatten in diesem Haus glich einem wahr gewordenen Albtraum und auch wenn das alles schrecklich und die Entführer vermutlich allesamt Verrückt gewesen waren, wusste ich, das auch ich und John damals sehr viele Fehler gemacht hatten. Fehler die wir natürlich nie wieder gut machen konnten, aber genau aus diesem Grund versprachen wir uns nach dieser schrecklichen Gefangenschaft nie wieder etwas zu tun von dem wir von Anfang an wussten das es falsch und verletzend war.
Umsetzung: Nadine Markowitz
Meine Schulzeit
Eigentlich hatte ich mich in der Schule immer wohl gefühlt. Wann sich das änderte weiß ich nicht mehr genau. Es war ein so schleichender Vorgang das es bereits zu spät war, als es mir letztendlich auffiel.
Ich habe nie jemandem etwas getan. War immer höflich und bemüht Streitereien aus dem Weg zu gehen. Vielleicht war letztendlich das der Faktor der dazu führte das es dazu kam und ich nach und nach von fast allen Personen aus meiner Klasse gemobbt wurde.
Am Anfang war es nur vereinzelt. ,,Ey spielen wir hier das Schweigen der Lämmer oder warum bekommst du die Zähne nicht auseinander?“ ,,Bist du so ein meinungsloser Schlappschwanz oder tust du nur so?“ Nach und nach wurde es mehr und da ich nichts dagegen unternahm wurde es eher schlimmer als besser.
Am schlimmsten waren John und Nicole. Sie waren die einzigen die es aus unserer Klasse geschafft hatten bereits in so jungen Jahren zusammen zu kommen und über die komplette Gymnasialzeit auf unserer Schule zusammen zu bleiben. Beide waren beliebt und als Team hatten sie so ziemlich die gesamte Klasse, fast schon die ganze Schule, die ihnen nahezu hörig war auf ihrer Seite.
Vielleicht war ich zu sensibel für die Klasse. Vielleicht war dies und nichts anderes mein Problem. Doch auch wenn sicher viele Menschen gemobbt wurden und werden, ähnelt doch kein Mobbing dem anderen. Und da damals niemand in meiner Haut steckte soll sich bitte niemand herausnehmen mich zu verurteilen. Seid gewarnt wenn ihr es dennoch tut!
An den Tag an dem es ausartete erinnere ich mich noch genau. Es war mein Geburtstag und wir waren in der Klasse zum Matheunterricht. Wie immer war ich bemüht nicht auf mich aufmerksam zu machen um das Mobbing nicht zu verschlimmern. Wir wollten gerade mit dem Unterricht beginnen als dem Lehrer etwas auffiel.
,,Marcel hast du heute Geburtstag?“ Alle Blicke richteten sich auf mich. Errötend, ertappt nickte ich. ,,Ich glaube da ist ein Lied fällig. 1,2,3…“ Mein Blick traf für den Bruchteil von Sekunden den von John und in dem Moment war mir klar das dieser Tag nicht angenehm werden würde. Das Lied schien ewig zu dauern und die Blicke die mir den restlichen Schultag folgten troffen vor hohn.
Nach dem Unterricht ging ich im Eiltempo vom Schulgelände zu meinem Fahrrad. Doch bereits auf halber Strecke hörte ich die Rufe hinter mir. ,,Happy birthday to you, happy Birthday to you…“ Wut stieg in mir auf, aber ich versuchte es zu ignorieren. ,,Hey Marcy, komm zieh die Hose runter ich hab ein Geschenk für dich. Einen ordentlichen Fußtritt.“
Nun war meine Wut über der Grenze und zum ersten Mal in meinem Leben stellte ich mich John und den anderen. ,,Was willst du von mir? Lass mich in Ruhe!“ ,,Oh, der kleine kann ja doch sprechen. Lernst es wohl spät was? Kein Wunder wirst ja vermutlich immer noch an der Brust genährt.“ Der Überraschungsmoment war auf meiner Seite, als ich mich umdrehte und John mit aller Kraft ins Gesicht schlug. Erst überraschtes Schweigen, doch rasch setzte das altbekannte Rudelgejaule ein und ein Kreis bildete sich um mich. John und zwei seiner besseren Kumpel begannen mich zu schlagen während mich der gebildete Kreis wenn ich nach hinten wich oder stolperte immer wieder in die Mitte des Kreises stießen. Nach kurzer Zeit war eines meiner Augen zugeschwollen und ich nahm kaum noch etwas wahr. Ich landete wohl einen Glückstreffer, der allerdings nur dazu führte das sie ihre Strategie wechselten und mich nun zu zweit festhielten während John munter einen Schlag nach dem anderen auf mich niederprasseln ließ bis ich irgendwann das Bewusstsein verlor.
Fünf Jahre später
Während John und ich so durch die Straßen der Stadt spazierten sagten wir kein Wort. Das war nicht ungewöhnlich. Wir genossen das Schweigen und die Gesellschaft des anderen. Das war nicht immer so gewesen. Während unserer Schulzeit hatten wir eine ganz große Klappe. Und wir waren Stolz darauf. Schlagfertig, cool und beliebt. Und da wir das alles waren, waren wir natürlich auch immer im Recht. Dachten wir zumindest. Doch jeder wird mal erwachsen. Und das Gefühl cool zu sein wurde nach und nach zu einem großen Schamgefühl, was dafür sorgte das mir mein Verhalten von damals inzwischen sehr peinlich ist, abgelöst. Erstaunlich wie man sich charakterlich so sehr verändern kann und trotzdem noch genauso gut so der Person, in die man sich einst verliebt hat, zu passen wie damals. Der coole John, der Hengst von damals, der jedem Hintern hinterher gesehen hatte und der während unserer Beziehung immer cool, distanziert und eher kalt gewirkt hatte, war inzwischen zu einer Person geworden die sehr anhänglich war. Sowohl der Vorschlag des Zusammenziehens als auch der Heiratsantrag waren –freiwillig!- von ihm gekommen. Und heute, als wir gemeinsam die Stadt nach Hochzeitsringen durchstöberten war mein Glück perfekt.
Wir hatten bei einem teuren Juwelier einen wunderschönen Ring ausgesucht und vorbestellt. Am liebsten hätte ich ihn bereits sofort mitgenommen, aber wir waren beide noch Studenten in Fachrichtung Medizin und deshalb chronisch knapp bei Kasse.
Wir gingen ein paar Minuten Händchen haltend durch die dunkler werdenden Straßen der Stadt. Irgendwann hielt John an und drehte mich so dass ich ihn direkt ansah. Besser gesagt das ich, mit seinen 1,90meter Körpergröße, zu ihm hinaufsehen musste. Sanft strich er mir eine Strähne meiner langen roten Haare aus dem Gesicht bevor er mich sanft auf den Mund küsste. ,,Ich liebe dich!“, flüsterte er mir sanft ins Ohr. Errötend schmiegte ich mich an ihn. Plötzlich spürte ich einen starken Schmerz, beinah als würde mein Kopf bersten, dann wurde mir schwarz vor Augen und ich sank zu Boden.
Gefangen
Das erste was ich spürte während ich langsam wieder zu mir kam, war der stechende Schmerz in meinem Kopf. Die Augen fest geschlossen und den Kopf auf dem kalten Boden lassend, legte ich eine meiner Hände über den Kopf. Das grausige Schwindelgefühl ebbte nur sehr langsam ab bis ich mich irgendwann überwand und die Augen öffnete. Es dauerte eine Weile bis sich meine Augen an die Dunkelheit des Raumes gewöhnt hatten und ich die Umgebung langsam wahrnehmen konnte. Es war ein kleiner, fensterloser Kellerraum mit aus grauem Stein bestehenden Wänden und einer vergitterten Front. Schwerfällig setzte ich mich auf und berührte dabei irgendetwas hartes, kaltes. Ich hob es in Sichtweite und meine, noch etwas verschwommen sehenden, Augen in der Lage waren es zu identifizieren. Ein Skelettstück. Ich schrie erstickt auf und warf es schnell weit weg.
Von meinem Schrei aufwachend, setzte sich nun auch John auf und blickte sich um. ,,Wo sind wir?“, fragte er matt. Ich wollte schon meinen Kopf schütteln, ließ es von einem plötzlichen Schmerz durchzuckt werdenden dann aber und flüsterte nur: ,,Keine Ahnung.“
Plötzlich ertönte ein Schrei der uns beide zusammenzucken ließ. Dann ein weiterer. ,,Was ist das?“, fragte ich zitternd, mit unnatürlich hoher Stimme, erwartete jedoch keine Antwort. Ein anderes Geräusch gesellte sich zu den schreien. Es klang nach einem Bohrer. Ich krabbelte so schnell ich konnte zu John und vergrub mich, mir die Ohren zuhaltend, in seinen Armen während die Schreie so laut und verzweifelt wurden wie ich sie noch nie in meinem Leben erlebt hatte. ,,Bitte sag mir das ich mir das einbilde, bitte sag mir das dort oben nicht passiert was ich denke, bitte!“ Mein Herz raste. In Zusammenhang mit meinen angeschlagenen Kopf sorgte das dafür, dass mir schwindelig und schlecht wurde. Ich übergab mich.
Mehrere Minuten ging das so. Der Bohrer war irgendwann nicht mehr zu hören, dafür kamen nun aber zu den Schreien, verzweifelte bitten um Gnade und immer wieder ein und dieselbe Frage: ,,Warum tust du mir das an?“
Panisch stand John auf und tastete in der Finsternis unserer Zelle die Wände ab. Immer wieder leise vor sich hin fluchend. ,,Bitte Johnny, ich will hier raus. Bitte! Was tut dieser Verrückte dort oben? Was wenn wir die nächsten sind? Wir müssen hier raus!“, schluchzte ich leise. ,,Verdammt!“, fluchte John und schlug gegen die Wand, die wundersamer Weise nachgab und ein etwa faustgroßes Loch zurückließ.
Verblüfft von der Wirkung seines Schlages war unsere Panik für einen Moment vergessen. Mit vereinten Kräften zogen und zerrten wir an dem Loch und brachen nach und nach Teile der Wand hinaus bis das Loch groß und wir verstaubt genug waren um hindurch zu passen. Die abgestandene Luft des Hohlraumes ließ mich würgen und während wir uns Schritt für Schritt durch den engen Gang kämpften hörte ich John gequält stöhnen. Mitleidig legte ich ihm eine Hand auf den Rücken. Eine seiner wenigen Schwächen, seine Platzangst, machte sich bemerkbar. ,,Keine Sorge, wir sind bestimmt gleich draußen.“, unterdrückte meine eigene Angst um ihn zu beruhigen. ,,Hier geht es nicht weiter.“, flüsterte er mit bemüht ruhiger Stimme. Ich drängte mich neben ihn, was den Platz für ihn noch mehr reduzierte und tastete an der Wand entlang. ,,Lass uns zurück, bitte!“, flehte er leise und zog leicht an meinem Shirt.
,,Das ist unlogisch… wozu einen Geheimgang anlegen, wenn er nirgends hinführt?“ Es dauerte lange, doch nach etwa zwanzig Minuten fanden wir einen kleinen Schalter und ruckartig drehte sich die komplette Wand und riss uns mit sich in einen bisher versteckten Raum.
Durch die plötzliche Bewegung der Wand gefallen, rappelten wir uns nun wieder auf und sahen uns um. Während ich mich umsah wurde ich erst erstaunt, dann sprachlos, entsetzt und letztlich richtig panisch. Mehr und mehr verstand, was das für ein Raum war. Wozu er diente. Ein Folterraum. Mit Fesseln an den Wänden, einem großen, eisernen Tisch mit Fesseln in der Mitte des Raumes und Unmengen von Foltergegenständen die an den Wänden hingen und in kleinen, schiebbaren, transportierbaren Wagen lagen. Als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, war alles mit Blutflecken beschmiert. ,,Nicole? Nicky? NICKY! Pass auf, du hyperventilierst. Du kippst gleich noch um und dass können wir gerade gar nicht brauchen.“ Ich wimmerte. ,,Ich…ich…ich versuchs ja, aber…aber…“ Sanft schloss er mich in seine Arme. ,,Atme… ganz ruhig… wie ich… ein und aus, ein und aus…“ Als ich mich endlich etwas beruhigt hatte, sagte er ruhig: ,,Ich durchsuche jetzt den Raum. Bleib am Besten hier und sieh dich nicht zu genau um Schatz.“ Käsig schüttelte ich den Kopf. ,,Nein, ich helfe dir. Zu zweit haben wir bessere Chancen etwas zu finden was uns hilft zu verstehen was hier vor sich geht.“ Mit zitternden Knien durchsuchten wir schnell den kleinen Raum. In einer Ecke sah ich etwas auf den Boden liegen und ging darauf zu. ,,DAS hilft uns nicht, sieh nicht hin.“ Typisch ich, sah ich nun natürlich erstrecht hin. Hoden, zwei an der Zahl in einer milchig weißen Flüssigkeit. Ich würgte und wich schnell zurück. ,,Jupp, das hilft nur an dir.“, sagte ich in einem hysterischen Anfall von Humor. ,,Wir…“, doch bevor ich Weitersprechen konnte unterbrach John mich. ,,Still, ich höre etwas!“ Ich lauschte. Tatsächlich, da waren Schritte zu hören die scheinbar auf uns zukamen. ,,Schnell zurück zur Drehtür.“, flüsterte John mir zu. Hektisch suchte ich nach dem Hebel um die Tür ein weiteres Mal zu öffnen. ,,Beeil dich!“, drängte John. Endlich fand ich den Hebel und legte ihn um. Keine Sekunde zu früh, den gerade als wir durch die Tür verschwanden, sahen wir noch wie sich die Tür zum Folterraum öffnete und ein Mann einen zweiten, bewusstlos wirkenden, hinein schliff.
Eng zusammengedrängt standen wir nun wieder in dem kleinen, schmalen Hohlraum hinter der Drehtür. ,,Lass uns zurückgehen“, flüsterte John. ,,Ich kann nicht zurück in die Zelle. Ich kann nicht.“, wimmerte ich. Ich sah wie er mit sich und seiner Platzangst rang und bekam ein schlechtes Gewissen. Ich wusste er würde mich nicht allein hier zurücklassen und ich wusste wie sehr ihn die beengte Umgebung quälte. Dennoch konnte ich mich nicht überwinden in die Zelle zurückzukehren. Zum Ausgangspunkt des Horrors wo ich mich so schrecklich ausgeliefert fühlte. Er blickte mir einen Augenblick tief in die Augen, dann nickte er und zog mich in seine Arme. ,,In Ordnung.“ Dankbar schmiegte ich mich fest an ihn und schloss kurz die Augen. Leise schlich ich ein paar Meter vor und schaute vorsichtig durch den schmalen Spalt durch den man noch etwas sehen konnte. Der Mann hatte sein Opfer inzwischen auf den Tisch gewuchtet, mit Fesseln versehen und war nun damit beschäftigt eine Spritze in seine Ader am Arm zu stecken und an diese einen Tropf anzuschließen.
Leise schlich ich wieder zurück in den Gang in dem John inzwischen schwer atmend mit geschlossenen Augen an der Wand lehnte. ,,Alles in Ordnung? Johnny?“ Plötzlich setzten Schreie ein. John, der durch seine Platzangst sosehr in seiner Panik gefangen war, blieb reglos stehen und schien nicht ein Wort wahrzunehmen. Am liebsten wäre ich in seine Arme geflohen und hätte mir fest die Ohren zugehalten, doch ich wusste John ging es nicht gut. Im Moment musste ich stark für uns beide sein. Sanft nahm ich seine Hand und zog ihn den Gang entlang zurück zu unserer Zelle. Ich atmete mehrmals tief durch als mich die Panik zu überwältigen drohte. Reiß dich zusammen, ihr seid zurzeit überall hier in Gefahr. Nicht nur hier, sagte ich streng zu mir selbst und zog John zu einer Ecke der Zelle in der ich ihn sanft auf den Boden drückte. Die Schreie waren noch immer laut zu hören, dass mir beinah schlecht wurde. ,,John? John, alles ist gut, wir sind hier aus dem Gang raus. Keine Angst.“ Zusammengekauert saß er auf dem Boden und wiegte sich leicht vor und zurück. Sanft schmiegte ich mich an ihn und legte meine Hände über seine Ohren. Nach ein paar Minuten hatte er sich wieder soweit im Griff das er die Augen öffnete und mich ansah. ,,Danke.“, flüsterte er leise. Die Schreie klangen ab. ,,Johnny… vielleicht ist er oben fort. Vielleicht… ist die Tür nicht abgeschlossen.“ Ich wollte es nicht aussprechen, doch ihm war klar worauf ich hinaus wollte. Wenn wir eine Chance haben wollten zu entkommen, mussten wir erneut durch den Gang zur Folterkammer. Mit weißem Gesicht nickte er. ,,Ich verstehe.“ Sanft nahm ich ihn noch einmal in meine Arme und strich ihm zärtlich die lange schwarze Strähne vom Auge weg, die immer wieder zurückfiel und die ich so sehr an ihm liebte. Er raffte sich auf, atmete einmal tief durch und krabbelte erneut durch das Loch in den Gang. Schnell folgte ich ihm und wir eilten so schnell und leise wir konnten zurück. Tatsächlich war der Folterraum, bis auf die auf dem Tisch gefesselte Gestalt, leer.
,,Sieh nicht hin.“, sagte John. Und bevor ich erneut hinsehen und in Panik geraten konnte, zog er mich am Arm weiter durch die, glücklicherweise nicht abgeschlossene, Tür. Wir rannten so schnell wir konnten den Flur entlang. ,,Wo lang? Wo lang?“, keuchte ich panisch. ,,Weiter. Schnell weiter. Wir müssen eine Tür finden. Ein Fenster. Irgendeinen Weg nach draußen!“
Schnell fanden wir die Eingangstür. Verschlossen. ,,Scheiße!“, wimmerte ich. ,,Scheiße, scheiße, scheiße.“ ,,Zwecklos zu jammern. Weiter!“ Es kostete mich viel Kraft mich von der Hoffnung auf eine schnelle Flucht zu trennen und vorerst im Haus zu bleiben. Doch John ließ mich nicht lange stehen. ,,Weiter!“, flüsterte er drängend. Wir rannten die Treppen hoch in die nächste Etage und den dortigen Flur entlang. Dieser hatte drei Türen. ,,Schau du im ersten Zimmer nach, ich übernehme das mittlere.“ Wortlos rannte ich in das erste Zimmer. Ein winziges, altes Badezimmer. Fensterlos. Schnell rannte ich zurück in den Flur. ,,John?“ ,,Ein Gästezimmer. Ein großes Fenster. Aber abgeschlossen und Metallgitter. Nichts zu machen.“ Traurig nickte ich und wir rannten gemeinsam in das dritte Zimmer. Dieses schien ein Arbeitszimmer zu sein. Ich wollte mich schon enttäuscht umdrehen und wieder aus dem Zimmer verschwinden, als John sagte: ,,Nicky. Schau mal.“ Seine Stimme klang irgendwie komisch. Tonlos. Ich drehte mich um und eilte zu ihm. Wortlos zeigte er auf einen kleinen Zettel der neben einem ramponiert wirkenden Laptop lag.
Der Plan unseres Opfers
Ich näherte mich mit meinem Kopf dem Zettel um ihn besser lesen zu können. In einem unnatürlichen Rotton – Blut? – stand dort darauf geschrieben: Ich werde sie alle finden und mich rächen.
Geschockt von dem geschriebenen, bemerken wir die Geräusche des sich drehenden Schlosses erst als es bereits fast zu spät ist und können und nur noch in letzter Sekunde hinter dem Schreibtisch verstecken. Die Tür öffnet sich kurz und ein großer, kräftiger Mann von ungefähr fünfundzwanzig Jahren schaute in das Zimmer. Atemlos blieben wir still hinter dem Schreibtisch sitzen und glücklicherweise schloss er wieder den Raum und ließ uns allein zurück. ,,Wir müssen zurück. Was und warum auch immer hier vor sich geht. Wir müssen hier raus und wer weiß wann wir wieder die Chance haben zu verschwinden.“ Mutlos nickte ich und wir verschwanden schnell aus dem Zimmer. ,,Wohin?“, fragte John mich. ,,Von der zweiten Etage können wir nicht springen. Lass uns zurück, vielleicht finden wir durch den Folterraum einen anderen Ausgang.“ Wir schlichen schnell zurück und durch den Folterraum. ,,Warte.“, sagte ich verwundert und erschrocken zugleich. Ich hatte mir Mühe gegeben nicht den Mann anzusehen der dort gefesselt auf dem Eisentisch lag. Dennoch hatte ich nicht widerstehen können und so fielen mir nun zwei Dinge auf. Erstens war der Mann auf dem Tisch nicht der der vor wenigen Minuten noch dort gefesselt gelegen hatte sondern ihr ehemaliger Mitschüler und oftmaliges Mobbingopfer Marcel und zweitens war er Tod.
,,Johnny, ich… will aus diesem Zimmer.“ ,,Ich weiß… aber, dieser Raum ist unsere einzige Chance. Ich weiß es. Ich hab es im Gefühl!“ Ich nickte und begann gemeinsam mit John zu suchen. Und unsere unangenehme Atmosphäre wurde sehr früh belohnt und wir fanden fast schon sofort die beinah unsichtbare Luke unter dem Foltertisch. Schnell hinein und hinunter. ,,Hier ist nichts. Auch hier ist nichts. Wir können nicht entkommen. Wieder fensterlos. Ausweglos. Das hier war unsere letzte Chance. Wir sind verloren. Wir..“ Ich war hysterisch geworden. Schrecklich laut. Viel zu laut doch ich konnte es nicht verhindern. Und so war ich für John kräftige Ohrfeige anstatt wütend sogar richtig dankbar. ,,Wir durchsuchen das Zimmer. Es gibt immer einen Ausweg und wir werden ihn verdammt noch mal finden!“ Tapfer nickte ich und begann gemeinsam mit ihm zu suchen. Eine Schublade nach der anderen. Ein Regal nach dem anderen, bis… ,,Ha!“, stieß er einen kurzen Erfolgslaut aus. ,,Hier haben wir ihn. Den Schlüsselbund. Da ist doch garantiert der den wir brauchen bei Süße!“ Erleichtert nickte ich. ,,Lass uns verschwinden. Schnell!“ ,,Nein, warte! Da steht Marcels Name drauf auf diesem Buch da.“ Erstaunt öffnete ich das Buch, öffnete es etwa in der Mitte und laß.
Tagebuch von Marcel
1.September 1999, Heute geht mein Medizinstudium los und ich kam in meine neue Klasse in der ich zwei ausgesprochen interessante Typen kennen gelernt habe.
2.September 1999, Ich fand heraus, dass diese Jungs genau wie ich damals schlimm gemobbt worden waren.
5.September 1999, Sie heißen Jack und Freddy und sind voll okay. Ich glaube wir könnten Freunde werden.
10.September 1999, Seit Tagen reift ein Plan in mir heran mich an meinen Mobbern von damals zu rächen. Ich versuche Jack und Freddy zu überreden mir zu helfen.
11.September 1999, Ich konnte sie endlich überzeugen mir bei meinem Plan zu helfen.
Ich unterbrach das lesen des Tagebuches als ich über viele Seiten hinweg nur noch einzelne Stücke des Planes las. Und schlug aufs geratewohl ein aktuelleres Datum auf.
12.August 2004, Es hat so lange gedauert. Aber endlich ist unser Plan restlos fertig und bereit zur Ausführung. Wir haben einen Raum zum foltern, haben lange Recherchiert wo die Mobber sich oft aufhalten und wie wir sie möglichst unauffällig verschwinden lassen können. Wir werden nachher die ersten entführen und bestrafen.
14.August 2004, Wir haben uns an den ersten Personen gerächt. Es waren ein Mann und eine Frau. Wir haben die Frau an die Wand gehängt und zugucken lassen wie wir den Mann immer weiter aufgeschnitten haben und langsam verbluten lassen haben. Danach haben wir die Frau vergewaltigt und ebenfalls ermordet.
15.Augst 2004, Wir haben die Leichen in den Keller geworfen. Was für eine Genugtuung zu wissen das sie endlich ihre gerechte Strafe bekommen haben. Den Tod.
16.August 2004, Wir haben weitere zwei Personen gefangen nehmen können. Freddys Opfer sind nun alle beseitigt.
19.August 2004, Wir haben weitere fünf Person getötet. Haben ihnen langsam und grausam die Gliedmaßen einzeln abgetrennt. Somit sind auch Jacks Mobber alle tot.
21.August 2004, Wir haben die ersten zwei aus meiner Klasse gefangen genommen und getötet. Jetzt bekomme endlich auch ich was mir zusteht. Meine Rache!
23.August 2004, Wir haben die schlimmsten meiner Mobbergruppe gefangen genommen. Sie werden besonders langsam und grausam sterben.
24.August 2004, Meine Kumpel verhalten sich merkwürdig. Ich glaube sie wollen sich stellen.
25.August 2004 Ich glaube ich hab nicht mehr lange zu leben. Ich habe Angst aber will nicht ohne meine Rache fortlaufen.
Geschockt blickte ich zu John der mich völlig erschüttert ansah. ,,Ich meine…“, stotterte ich. ,,Ich weiß ja wir haben damals schlimmen mist gemacht und vielen wehgetan, aber… haben wir das verdient?“ ,,Ich…“, flüsterte er ohne selbst zu merken das er sprach. ,,Hier… ist noch etwas.“ Er nahm einen kleinen Zettel und las laut vor:
Wir haben keinen bock mehr uns von Marcel manipulieren zu lassen. Wir werden uns nicht mehr hirnlos von ihm beeinflussen lassen. Wenn er und die letzten aus dem Keller getötet sind haben wir endlich unser Leben zurück.
,,W…wir sind gemeint.“, stotterte ich panisch. ,,Ja. Was nun? Wir schaffen es niemals ohne zu wissen welcher dieser vielen Schlüssel der Richtige ist in der kurzen Zeit unbemerkt aus dem Haus.“ ,,Dann müssen wir nachts verschwinden. Wenn die Bekloppten schlafen und uns nicht suchen.“ Ich atmete tief durch. ,,Ich will hier sofort raus.“, jammerte ich mit zitternder Stimme. ,,Nur noch ein bisschen. Halte durch.“ Wir hörten eine laute Stimme. ,,Wo sind sie?“ ,,Ich weiß nicht. Aber weit können sie nicht sein!“ Kalkweiß sah ich John an. Was nun? , formte ich tonlos mit den Lippen. Schnell griff er nach meinem Arm und zog mich mit sich, durch die Klappe, durch die Folterkammer und in den schmalen Geheimgang hinein. ,,Ich finde euch, ihr habt keinen Ausweg!“, hörten wir einen der beiden Männer schadenfroh rufen. Ich wusste das John unser Versteck beinah mehr zu schaffen machte als die Verfolgung durch diese Verrückten und so fasste ich einen Entschluss. ,,John, wir müssen es versuchen. Sie werden nicht schlafen gehen bevor sie uns gefunden haben und sie werden keine Tür offen lassen. Wir müssen versuchen sie zu überwältigen.“, das alles kam zwar über meine Lippen, aber so tonlos und unsicher, dass klar war wie sehr ich mich selbst fürchtete und wie sehr ich mir wünschte das es eine andere Möglichkeit gäbe. Er nickte. ,,Auf drei.“ ,flüsterte er leise.
Ich nickte. Bei drei liefen wir beide so schnell und leise wie es uns möglich war zur Haustür zurück und während ich panisch einen Schlüssel nach dem anderen ausprobierte, stand John still daneben. Ich sah ihm an was für eine Qual es war, warten und hoffen zu müssen anstatt selbst etwas tun zu können und so betete ich inständig diese Situation schnell hinter uns zu lassen. ,,Da seid ihr ja.“, hörten wir plötzlich eine schadenfrohe Stimme hinter uns.
Unsere Strafe
,,Oh wie schön das wir euch doch noch gefunden haben. Wir haben ein sehr… interessantes Abendprogramm und würden uns freuen wenn ihr uns Gesellschaft leisten könntet.“ Ich wich zitternd zu John zurück der sich sofort schützend vor mich schob. ,,Vergesst es! Kein Interesse!“, sagte John so kalt und ruhig wie zumindest ich mich garantiert nicht fühlte. ,,Ach komm schon, sei doch kein Spielverderber!“, sagte der größere der beiden und kam auf John zu. Innerhalb weniger Sekunden hatte er John im Schwitzkasten. Er kämpfte verbissen, war jedoch chancenlos. Vor Angst wie gelähmt beobachtete ich, wie er es einige Sekunden auskostete John so unter seiner Kontrolle zu haben. Er drehte seinen Arm nach hinten bis er schrie und drückte ihm die Luft ab, während er mit ganz ruhiger Stimme erklärte wie enttäuscht die beiden wären wenn wir die Party vorzeitig verlassen würden. Dann verpasste er ihm einen groben Schlag in den Hals der John sofort bewusstlos zu Boden gehen ließ. Das riss mich endlich aus meiner Schockstarre und ich rannte zu ihm. ,,John, John!“, wimmerte ich zitternd vor Angst. ,,Bitte, sag das du okay bist. Bitte!“ Der Mann griff mich mit einer Hand und zerrte mich grob zurück in das Zimmer mit den Folterinstrumenten. Inzwischen war ich panisch. Richtig hysterisch. Ich schrie um Hilfe. Bettelte, weinte, trat, spukte und biss. Doch nichts half. Es brachte mir ein paar mitleidige Lacher ein, während sie mich grob an die Fesseln der Wand ketteten, die so hoch hingen das kaum meine Beine noch den Boden berührten. ,,Du magst es also Schwächere zu verhöhnen? Wir werden dir zeigen wie es ist wenn man sich nicht wehren kann. Sie gut zu was wir mit deinem Freund machen werden, den auf dich wartet die selbe Behandlung. Vielleicht… sogar noch etwas mehr.“, murmelte er die letzten Worte mit einem grausig perversen unterton und schob seine Hand unter mein Shirt und berührte kurz aber intensiv eine Brust von mir. Ich wimmerte zitternd während er leise murmelte: ,,Wir werden dir schon zeigen wie es ist völlig hilflos, völlig ausgeliefert zu sein.“ Das waren seine letzten Worte bevor er verschwand, wenige Minuten später John grob an den Beinen hineinzog, auf den Eisentisch warf, auszog und fesselte. Dannach verschwand er ohne ein Wort und ließ mich mit einem splitterfasernackten, verletzten und ohnmächtigen John zurück. ,,Bitte, bitte komm zu dir. Ich brauche dich so sehr.“, wimmerte ich zitternd. Meine Hände brannten wie Feuer. Da ich durch meine geringe Körpergröße meine Arme nicht weit genug strecken konnte, schnitten mir die Fesseln Erbarmungslos ins Fleisch. Während der Stunden in denen ich allein mit meinen Gedanken in diesem Raum war, malte ich mir in allen Einzelheiten aus, was hier alles geschehen könnte. Ich wollte es mir nicht ausmalen und dennoch konnte ich nicht anders und ließ die Bilder an mir vorbeiziehen während ich die metallischen Gegenstände betrachtete.
Es dauerte Stunden, zumindest vermute ich das, bis jemand erneut den Raum betrat. Es war der schmächtigere der zwei Personen. Wortlos ging er zu John und setzte ihn mit einer Nadel einen Zugang. ,,Lassen sie ihn in Ruhe, aufhören!“, fuhr ich den jungen Mann mutiger als ich mich fühlte –da ich mich überhaupt nicht mutig fühlte- an. Doch es brachte nichts. Er ignorierte mich, sosehr ich auch schimpfte und fluchte.
Er hängte ihm einen Beutel mit einer klaren Flüssigkeit an den Zugang und drehte ihn auf. Bereits nach wenigen Sekunden begann sich John auf dem Tisch zu winden und er leise zu stöhnen. ,,Aufwachen!“, fuhr der Mann Johnny kalt an und schlug ihm fest in den Magen. John schlug die Augen auf und drehte sich so weit er konnte auf die Seite und erbrach sich. Der Mann wartete in Ruhe ab, bis John alles aus seinem Magen rausgeholt hatte, was dieser hergab und zog dann die Fesseln so straf, das er sich nicht einen Zentimeter bewegen konnte. John ließ den Kopf zitternd auf den Eisentisch sinken. ,,Johnny!“, schluchzte ich besorgt. Er war kalkweiß. Das Mittel was der Mann ihm spritzte schien ihm überhaupt nicht gut zu tun. Als John endlich wach genug war seine Umgebung wahrzunehmen, flüsterte er leise meinen Namen. ,,Guten Morgen, ich habe mich so darauf gefreut, dass du aufwachst!“, sagte der Mann in einem gefährlich süßen ton. ,,Ich bin Freddy und wir werden sehr viel Spaß miteinander haben!“ Johns Blick traf meinen, kurz zog er testend an seinen Fesseln, bevor er matt die Augen schloss.
,,Was denkst du, womit sollen wir anfangen? Ich habe hier einen sehr schicken Bohrer der wunderbar schnell in die Haut eindringt, eine schicke Ansammlung von Skalpellen… oder sollen wir mit dem Strom anfangen? Was denkst du?“
John blickte stumm und furchtlos in die Augen von Freddy. Dieser nahm, mit einem sehr unheimlichen Lächeln, den Bohrer zur Hand und stellte ihn an. Während er ihn an Johns Unterarm ansetzte, hätte ich alles getan um es zu verhindern. Oder zumindest um mir die Ohren zuhalten zu können. Tränen liefen mir über die Wangen, während Freddy langsam Johns Unterarm durchbohrte. ,,Aufhören, Stopp, stopp. Bitte tu ihm nicht weh!“, schrie ich panisch während mir die Tränen über die Wangen liefen. Endlich hörte der Lärm des Bohrers und Johns gepeinigten Schreie auf und ich öffnete die Augen. Ein kurzer Blick auf John zeigte einen Jungen mit blutig gebissener Lippe, kalkweißem Gesicht und Blutspritzern, die über seinen ganzen Körper verteilt waren. ,,Johnny“, flüsterte ich mit tränenerstickter Stimme. Wir beide beobachteten stumm wie Freddy mit einer ärztlichen Sorgfalt , die mich unter anderen Umständen hätte staunen lassen, ein Skalpell aussuchte und damit einen kleinen Schnitt in Johns Oberarm machte. John zuckte kurz zusammen, blieb jedoch still und hielt seinen Blick fest auf mich gerichtet.
In den nächsten Stunden wurde er auf alle möglichen Arten gefoltert. Freddy schlug ihm mit einer Eisenstange grob in den Magen und brach ihm grob den, bis dahin unversehrten, Arm.
Er klebte ihn Elektroden an den ganzen Körper und ließ ihn immer wieder unter Stromschlägen zucken, bis er beinah unmächtig wurde. Manchmal hielt er ihm einfach, aber effektiv, Mund und Nase zu bis John drohte ohnmächtig zu werden oder hielt ihm minutenlang ein Feuerzeug unter die Haut, bis diese rot und teilweise blutig war.
Stumme Tränen liefen über seine Wangen, doch er sah nicht auch nur noch ein einziges Mal hin was Freddy tat, sondern hielt seinen Blick fest auf mich gerichtet. Irgendwann war John, durch die andauernden Schmerzen, so abgedriftet und teilnahmslos, dass er kaum noch reagierte. Irgendwann schien Freddy das keinen Spaß mehr zu machen und wand sich an mich. ,,Na? Wie hat es dir gefallen unserer kleinen Party zuzusehen?“, fragte Freddy mich leise und kam zu mir. John, der bis zu diesem Zeitpunkt teilnahmslos dagelegen hatte, wand sich auf dem Eisentisch und schluchzte mit, vom schreien heiserer Stimme: ,,Lass sie in Ruhe!“ Die Angst, die er bis zu diesem Moment hatte unterdrücken können, war nun deutlich hörbar, während er gequält schimpfte: ,,Du Feigling, du Perverser! Wie kannst du das nur nun? Lass sie in Ruhe, sich an einem wehlosen Mädchen zu vergreifen!“
Die Flucht
Mit einem gefährlichen Lächeln auf den Lippen kam Freddy zu mir und löste meine Fesseln. Grob drückte er mich gegen die Wand und johlte: ,,So, Johnnyboy, schau gut zu!“, sagte Freddy während er sein Knie zwischen meine Beine schob und an meinem Shirt zerrte. Ob es Adrenalin war, der Anblick von John der, inzwischen kaum noch bei Bewusstsein, schutzlos auf dem Tisch lag oder einfach ein Reflex wusste ich nicht. Aber ich trat mit aller Kraft in seine Eier und er sank vor mir zusammen. Sofort griff ich nach der Eisenstange mit der er vorher John den Arm gebrochen hatte und schlug ihm fest auf den Kopf. Freddy sank ohnmächtig zusammen. Einen Augenblick stand ich, von mir selbst erschrocken, da, dann kniete ich mich schnell neben ihn und nahm ihm den Schlüssel ab, mit dem ich in Rekordzeit Johns Ketten entfernte. ,,Kleiner, bitte wir müssen hier weg!“, wimmerte ich als er von seinen Ketten befreit, noch immer bewegungslos dalag und mich ansah. Tränen liefen mir über die Wangen bis ich kaum noch etwas sehen konnte. Mit fahrigen Fingern zog ich so vorsichtig ich konnte den Zugang aus seinem Arm und zog ihn hoch. ,,Bitte, bitte komm jetzt.“, flehte ich. Sanft zog ich ihn in eine sitzende Position und hoch auf die Füße. Hilflos erbrach er sich, doch dann nickte er und wir schwankten gemeinsam, so schnell sein angeschlagener Körper es zuließ, hinaus Richtung Eingangstür. Für einen Moment blieb ich stehen, dann murmelte ich leise: ,,Johnny, bitte warte hier.“, und rannte schnell noch einmal zurück ins Folterzimmer und schnappte mir das, auf den ersten Blick größte, Skalpell was ich fand bevor ich zurücklief. Ich zog, den inzwischen auf den Boden gesunkenen, John wieder auf die Füße und wir schwankten weiter bis wir kurz vor der Haustür Schritte hörten. Erst spielte ich mit dem Gedanken uns zu verstecken, doch dann entschied ich mich dagegen. Ich hatte zwar eine beinah unerträgliche Angst, doch John blutete aus seinem angebohrten Arm wie ein abgestochenes Schwein und schien bereits kurz davor zu sein, ohnmächtig zu werden. Dies war vermutlich unsere letzte Chance zu fliehen. Schnell griff ich mir den Schlüssel und fummelte im Schloss herum, fand jedoch nicht auf Anhieb den richtigen Schlüssel und dann stand der Riese von Mann, der uns am Anfang überwältigt hatte vor uns. Am ganzen Leib zitternd schob ich mich vor John der durch den Blutverlust unfähig war noch länger zu stehen und auf den Boden sank. Drohend zog ich das Skalpell. ,,Komm uns nicht zu nahe, oder du wirst es bereuen!“, sagte ich mit einer Ruhe in der Stimme die mich selbst überraschte. Aber John hatte einfach keine Kraft mehr sich zu wehren, also musste ich stark sein. Ganz simpel. Er grinste mich an. ,,Zuckerstute, du hast doch gar nicht den Mumm das Skalpell zu benutzen.“ ,sagte er spöttisch und ging an mir vorbei auf John zu. ,,Lass ihn in Ruhe!“, sagte ich. Er griff fest nach Johns Oberarm und zog ihn hoch. John schrie, da es sein gebrochener Arm war. ,,Lass ihn!“, wiederholte ich panisch. Doch er ignorierte mich und zerrte John erneut Richtung Folterzimmer. Ich umgriff das Skalpell mit beiden, inzwischen sehr ruhigen, Händen, folgte ihm lautlos und stach ihm mit aller Kraft in den Hals. Einmal. Zweimal. Dreimal. Wie in Trance stach ich immer wieder zu. Alle Angst entlud sich in diesem einen Angriff bis er auf den Boden sank und reglos in einer Blutlache liegen blieb.
Ich griff, beinah schon, entspannt den Schüsselbund, fand endlich den richtigen Schlüssel, schloss auf und zog John sanft auf die Füße und aus dem Haus.
Abspann
Ich rief einen Krankenwagen. Nach Stunden im Operationssaal wurde John endlich wieder hinausgeschoben. Ich hielt während der ganzen Nacht seine Hand, bis er irgendwann aufwachte. Erst als er mich ansah und unsere Blicke uns trafen begann ich beinah haltlos zu zittern und mein Schock langsam abzuebben. Sanft griff er nach meiner Hand und flüsterte leise, dass alles gut werden würde. Ich nickte. Ich wusste er hatte Recht, die Polizei hatte den letzten noch lebenden Entführer bereits eingesperrt und mich, während John im OP war, verhört. Die Gefahr war gebannt, niemand wollte uns mehr etwas tun und dennoch dauerte es sehr lange bis ich mich nachts wieder albtraumlos an ihn schmiegen konnte oder auch nur ohne Licht einschlafen konnte. Was wir erlebt hatten in diesem Haus glich einem wahr gewordenen Albtraum und auch wenn das alles schrecklich und die Entführer vermutlich allesamt Verrückt gewesen waren, wusste ich, das auch ich und John damals sehr viele Fehler gemacht hatten. Fehler die wir natürlich nie wieder gut machen konnten, aber genau aus diesem Grund versprachen wir uns nach dieser schrecklichen Gefangenschaft nie wieder etwas zu tun von dem wir von Anfang an wussten das es falsch und verletzend war.
... comment